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In Bildern: Frau, Leben, Freiheit

Mittwoch, 08. März 2023, 11:00 Uhr

Ausstellung „Frau, Leben, Freiheit“ von Illustrationen des Künstler:innenkollektivs Iranian Women of Graphic Design

„Wer heute wegschaut, weil es mit der Revolution in Iran etwas länger dauert, verpasst einen historischen Moment.“ (Mina Khani)

Jina Mahsa Amini wurde am 16. September durch die Sittenpolizei im Iran ermordet. Den Protesten und Streiks in Kurdistan – Jina war Kurdin – folgten bald landesweite Proteste, die eine revolutionäre Phase in Iran eingeläutet haben. Hunderttausende Menschen aus allen sozialen Schichten und allen Landesteilen gingen monatelang auf die Straße. Die Parole »Frau, Leben, Freiheit«, die ursprünglich aus dem kurdischen Widerstand kommt, kennt inzwischen die ganze Welt. Frauenrechte und Rechte von Minderheiten spielen in dem Aufstand eine zentrale Rolle. Die Zentralität feministischer Parolen auf der Straße ist neu, auch wenn Frauen nicht nur eine große Rolle in der Revolution 1979 spielten, sondern auch zu den ersten gehörten, die sich gegen das neue Zwangssystem auflehnten. Am 8. März 1979, dem ersten 8. März nach der Islamischen Revolution, versammelten sich Frauen gegen Khomeinis Aufruf zur Zwangsverschleierung auf der Straße und protestierten tagelang. „Die Freiheit der Frau ist die Freiheit der Gesellschaft“, haben sie gerufen. Und: „Unsere Freiheit ist universell, weder westlich noch östlich“.

Gegen die bis heute anhaltenden Proteste reagieren die iranischen Autoritäten mit größter Härte. Mehr als 500 Menschen wurden bereits ermordet. 18.000 Protestierende wurden festgenommen und sind unfairen Scheinprozessen ausgesetzt. Dutzende Menschen sind akut von der Todesstrafe bedroht. Mindestens vier Demonstrierende haben die iranischen Behörden bereits hinrichten lassen. Aktuell hören wir davon, dass zahlreiche Schulmädchen mit Vergiftungserscheinungen in Krankenhäuser eingeliefert werden – offenbar eine Rache des Regimes an ihrem Mut!

Anlässlich des 8. März, des internationalen feministischen Kampftages, zeigen wir daher in Solidarität mit den kämpfenden FLINTA im Iran in den Schaufensterscheiben der Kosmotique Illustrationen von Künstler*innen, die in einer Datenbank des Künstler:innenkollektivs Iranian Women of Graphic Design veröffentlicht wurden. Bereits seit 2020 betreibt das Kollektiv die Datenbank, um iranischen Künstler*innen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Mit dem Tod von Jina Mahsa Amini wurde die Seite zur Protestplattform. Die Dateien sind frei verfügbar, jede*r kann sie verschicken, posten oder ausdrucken, um sie an Häuserwände zu kleben oder auf Demonstrationen zu verteilen. Denn – so das Künstler*innenkollektiv: „Je mehr Menschen sich dem Protest im Iran anschließen, desto stärker versucht das islamische Regime, sie mit den brutalsten Mitteln zum Schweigen zu bringen. Umso wichtiger ist es, dass die Menschen außerhalb des Regimes lauter werden.“ Mit unserer Ausstellung wollen wir ein Teil dieses Lärmes sein. 

Wir zeigen Illustrationen der Künstler*innen Ana Gamann, Seyedin Bahar, Gianluca Costantini, Farzaheh Neysh, Iman Raad, Atrin Azarafar, Mahdieh Farhadkiaei, Mahdis Nikou, Mina M. Jafari, Sara Emami, Yasi Mosadeq und Pariplab Chakraborty.

Wir prangern die Gewalt des Regimes an. Wir solidarisieren uns mit den Protestierenden. Unsere Herzen sind bei den mutigen Mädchen und Frauen, die ihr Leben für ihre Rechte riskieren. Die 44-jährige religiöse Diktatur, die auf geschlechtlicher und sexueller Unterdrückung aufgebaut ist, muss enden. Und sie wird enden! 

Wir vergessen nicht die globalen Kämpfe für das Recht auf Schul- und Universitätsbesuch für Mädchen und Frauen, für das Recht zu arbeiten, für die körperliche Unversehrtheit. Dafür Religion zu praktizieren oder eben nicht. Die eigene Mobilität in der Hand zu haben. Zusammen kämpfen wir gegen den Kapitalismus und für Gerechtigkeit für alle Geschlechter!

International und solidarisch gegen das Patriarchat!

„Fällt der Hijab-Zwang, stürzt das Regime“ von Mina Khani (15.10.2022) erschienen in analyse und kritik

Die Maschinerie der Gewalt stoppen von Mina Khani erschienen in analyse und kritik (17.01.2023)

Illustration von Yasi Mosadeq