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Kapitalismus in der Krise und Deutsche Härte

Sonntag, 17. März 2013, 14:00 Uhr

Workshop

Die Krise dreht weiterhin sichtlich unbeeindruckt ihre Runden und hinterlässt ihre Spuren in Gestalt der Verelendung, Verarmung und sozialen Exklusion einer immer größer werdenden Anzahl Menschen. In Deutschland, im stillen Auge des Krisenorkans, behagt es jedoch noch immer vielen der hier lebenden, und selbst die radikale Linke, die gerne Sätze wie „Aber hier leben, nein Danke!“ skandiert, kann sich dem Sog der öffentlichen Meinung kaum je entziehen und hofft, die Krise möge einen größeren Bogen um ihr Leben machen.“ (aus: „Es gilt, Dinge zu verstehen, die hier passieren!“ Von der Kritik regressiver Kollektivität zur Affirmation des bürgerlichen Individuums. Gruppe nevergoinghome. In: Phase2, Nr. 44, Herbst 2012)

Mit dem Ausbruch der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum (kurz Euro-Krise) seit 2009 beobachten wir den Machtzuwachs, die hegemoniale Position Deutschlands und die von Deutschland betriebene Austeritätspolitik gegenüber den so genannten Krisenländern mit enormer Verärgerung. Insbesondere vor dem Hintergrund der langfristigen Folgen, die die deutsche Besatzung, Ausplünderung und Zerstörung Griechenlands nach sich gezogen hat, gerät die Rede von den “faulen Südländern” und den “Pleitegriechen” zu einer Dreistigkeit, der wir unsere besondere Aufmerksamkeit widmen wollen. Das deutsche Agieren in der Euro-Krise soll daher Gegenstand eines Workshops sein. Am Samstag, dem 16. März, wird es in einer Abendveranstaltung zunächst darum gehen, den bisherigen Verlauf der Wirtschaftskrise seit deren Beginn Revue passieren zu lassen. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit Austeritätspolitik und den sie durchsetzenden Institutionen.

Am Sonntag wollen wir uns in dem Workshop „Deutsche Härte“ mit der besonderen Rolle Deutschlands bei der europäischen „Krisenbewältigung“ bzw. dem neoliberalen Fitmachen Europas für den globalen Wettbewerb auseinandersetzen. Das Ganze soll vor der Folie der deutschen Besatzung und Ausplünderung Griechenlands zwischen 1941 bis 1944 diskutiert werden. Von den nicht geleisteten Reparationszahlungen bis zu den erzwungenen, umfassenden Sparprogrammen, die die griechische Arbeits-, Wirtschafts- und Sozialpolitik betreffen, wollen wir das Agieren Deutschlands unter die Lupe nehmen. Uns ist bewusst, dass es sich beim hegemonialen Auftreten Deutschlands nur um einen kleinen Ausschnitt in der globalen Wirklichkeit der kapitalistischen Krise handelt, wir wollen aber dennoch mit diesem Aspekt beginnen und mit weiteren Workshops die Themenfelder erweitern.

Im Anschluss wollen wir mit Euch diskutieren, wie eine emanzipatorische Organisierung in der oder gegen die Krise bzw. Kapitalismus aussehen kann, ob lokale Interventionen möglich sind, ob die Teilhabe an Blockadeaktionen (M31, Blockupy) eine Möglichkeit der Solidarisierung sein kann oder ob nicht eigentlich negative Krisenlösungsphänomene (Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus, Sozialdarwinismus, Separationsbestrebungen etc.) unsere ausschließliche Aufmerksamkeit beanspruchen sollten.

Der Workshop soll der Anfang einer kontinuierlichen Beschäftigung mit der Krise im speziellen, den kapitalistischen Zumutungen im Allgemeinen und Möglichkeiten der Überwindung des Kapitalismus sein. Wir möchten explizit Menschen zu einer Teilnahme einladen, die langfristig mit uns an diesen Themen arbeiten, Positionen und Handlungsoptionen entwickeln wollen!

Vorbereitung / Textempfehlungen